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Juckreiz im Genitalbereich (Pruritus genitalis) kennen die meisten zumindest für eine kurze Zeit, denn Juckreiz ist ein Schutzmechanismus des Körpers. Durch das Kratzen sollen Parasiten oder zum Beispiel Fremdkörper wie Brennhaare einer Brennnessel entfernt werden, wonach der Juckreiz schnell wieder verschwindet. Die Ursache des Juckreizes liegt in der Ausschüttung von bestimmten Botenstoffen wie Zytokinen und insbesondere Histamin, das auch bei allergischen Reaktionen eine wichtige Rolle spielt. Kurz andauernder Juckreiz ist üblicherweise harmlos, hält er allerdings länger an, kann er ein Warnsymptom für eine Erkrankung sein.
Die Beschwerden, die gemeinsam mit Juckreiz einhergehen, können sich zwischen Mann und Frau unterscheiden. Eine Rötung und Schmerzen können bei beiden Geschlechtern im Genitalbereich begleitend zur Rötung auftreten. Liegt dem Juckreiz eine Infektion als Ursache zugrunde, kann eine Schwellung der Lymphknoten in den Leisten auftreten. Sowohl beim Mann als auch bei der Frau ist das Auftreten von Ausfluss möglich.
Bei der Frau ist die Ursache des Juckreizes am häufigsten eine Infektion mit dem Hefepilz Candida albicans. Bei dieser Infektion besteht typischerweise krümeliger, weißlicher Ausfluss, der an Frischkäse erinnert. Häufig kann aufgrund von Konsistenz, Farbe und Geruch des Ausflusses auf die verursachende Infektion geschlossen werden.
Je nach Erkrankung kann die juckende Stelle nässen oder es können sich Hautveränderungen wie Zysten, Knötchen, Bläschen und Geschwüre bilden. Des Weiteren können Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie) oder beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) auftreten.
Beim Mann kommt Juckreiz seltener vor als bei der Frau. Wenn es aber juckt, sind zumeist nicht beschnittene Männer betroffen. Alle Altersklassen können betroffen sein. Die Eichel (Glans penis) enthält zahlreiche Nervenenden, weshalb der Juckreiz sehr quälend werden kann. Eine Entzündung der Eichel, die Juckreiz verursachen kann, wird als Balanitis bezeichnet.
Ist die Vorhaut ebenfalls entzündet, spricht man von einer Balanoposthitis. Die Erkrankung kann mit eitrigem oder übelriechendem Ausfluss einhergehen. Schmerzen, Brennen und andere Schwierigkeiten beim Wasserlassen (Dysurie) können auftreten. Eventuell kommt es zu einer vorübergehenden Impotenz im Sinne einer erektile Dysfunktion. Entzündungen der Eichel können langwierig und wiederkehrend auftreten.
Grundsätzlich können infektiöse von nicht infektiösen Ursachen unterschieden werden. Infektiöse Erreger sind Viren, Bakterien, Einzeller (Protozoen), Pilze oder Parasiten. Nicht infektiöse Ursachen schließen Allergien, Autoimmunerkrankungen, Tumor-/Krebserkrankungen, Hormonveränderungen, Medikamente und mechanische Beanspruchung mit ein.
Ebenfalls kann Juckreiz bei Erkrankungen von Leber und Nieren oder bei Eisenmangel auftreten. Darüber besteht die Möglichkeit, dass der Juckreiz psychosomatisch bedingt ist. Das bedeutet, dass sich ein seelisches Problem über körperliche Symptome ausdrückt.
Unter den Viren verursachen insbesondere Herpesviren und Humane Papillomviren Juckreiz im Genitalbereich. Herpesviren, bei denen das Herpes Simplex Virus 2 häufiger den Genitalbereich infiziert als das Herpes Simplex Virus 1, verursachen kleine Bläschen, die zunächst mit klarer Flüssigkeit gefüllt sind. Im Verlauf wird die Flüssigkeit trüb und die Bläschen trocknen ein. Hingegen folgen auf eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) Kondylome, die im Volksmund auch als Feigwarzen bezeichnet werden. Hauptverursacher sind die Typen 6 und 11.
Unter den Bakterien sind als Verursacher Staphylokokken und Streptokokken, die auch zur normalen Hautflora gehören, Enterokokken (Darmkeime), Chlamydien, Mykoplasmen, Gonokokken (Erreger der Gonorrhoe), Treponema pallidum (Erreger der Syphilis/Lues), Haemophilus ducreyi und sogar Mycobacterium tuberculosis, der Erreger der Tuberkulose, denkbar.
Während bei der Syphilis ein schmerzhaftes Geschwür mit hartem Rand auftritt, ist das Geschwür bei einer Infektion mit Haemophilus ducreyi zwar ebenfalls sehr schmerzhaft, aber weich. Neben den Bakterien kann auch der parasitäre Einzeller Trichomonas vaginals juckende Entzündungen von Scheide, Harnröhre und Prostata verursachen.
Der häufigste Vertreter der Pilze, der eine juckende Infektion verursacht, ist der Hefepilz Candida albicans oder verwandte Arten. In den Tropen kommt auch der Pilz Malassezia furfur in Frage, der die Erkrankung Pityriasis versicolor (Kleienpilzflechte) verursacht. Des Weiteren sind Parasiten wie Filzläuse oder Krätzmilben (Krätze, Scabies) mögliche Verursacher.
Zu viel und zu wenig Reinlichkeit im Genitalbereich sind häufige Ursachen von Juckreiz. Bei übertriebener Hygiene wird die empfindliche Haut sowohl mechanisch durch Reibung als auch chemisch durch Seifen gereizt. Bei Frauen kann auch ein Tampon, das zu lange getragen wird, Juckreiz verursachen. Ebenfalls häufig sind allergische Reaktionen zum Beispiel auf Duftstoffe, Nickel (Intimpiercings), Kondome (Latex), Waschmittel, Seifen und Stoffe. Eine Kontaktallergie kann sich zeitlich verzögert einstellen. Frauen in den Wechseljahren haben niedrigere Östrogenspiegel als jüngere Frauen, wodurch die Scheide trocken werden und jucken kann.
Zu den Hauterkrankungen, die mit Juckreiz einhergehen, gehören die Schuppenflechte (Psoriasis), die auch das Genital befallen kann, sowie der Lichen ruber planus und der Lichen sclerosus et atrophicus. Der Lichen ruber planus kann durch Druck auf die Haut oder Kratzen verstärkt werden, wodurch wiederum juckende Hautstellen mit flachen Papeln entstehen. Die Ursache des Lichen sclerosus et atrophicus vulvae, der vor allem die Schamlippen der Mädchen vor der Pubertät und der Frauen nach den Wechseljahren befällt, ist noch nicht vollends geklärt. Allerdings entsteht aus fünf Prozent dieser Hautläsionen Krebs.
Bei Blasenkrebs wird gelegentlich eine BCG-Instillation durchgeführt. Dabei werden abgeschwächte Tuberkulose-Erreger in die Blase eingebracht, damit sie eine Entzündungsreaktion hervorrufen, bei der die Krebszellen ausgestoßen werden. Nebenwirkung einer BCG-Instillation kann Juckreiz sein.
Oftmals ist bereits die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) ausreichend, um eine Verdachtsdiagnose zu stellen. Dabei werden Risikofaktoren, Vorerkrankungen, Medikamente und der Lebensstil (Rauchen, Alkohol) erfragt. Außerdem ist es wichtig, nach dem Geschlechtsverkehr, der Verhütungsmethode und dem Partner, zum Beispiel ob auch dieser Beschwerden hat, zu fragen. Bei der körperlichen Untersuchung wird der Befund gesichtet und die Lymphknoten getastet.
Dabei kann bei Frauen eine Scheidenspiegelung (Kolposkopie) nutzbringend sein. Eventuell wird eine Abstrich-Probe entnommen, die unter dem Mikroskop gegebenenfalls mit einer Spezialfärbung begutachtet wird. Außerdem kann eine Kultur angelegt werden, um die Art und Resistenz der verursachenden Bakterien festzustellen. Je nach anzunehmender Ursache kann eine Blutentnahme angezeigt sein. So können auch Hormonspiegel und der Blutzucker bestimmt werden.
Bei unklaren Befunden oder solchen, die auf die Behandlung nicht ansprechen, kann eine Gewebeprobe entnommen werden. Besteht begründeter Verdacht auf eine Krebs-Erkrankung schließen sich eine Computertomographie (CT) und eine Sonographie (Ultraschall) des kleinen Beckens und des Bauches an.
Bei einer sexuell übertragbaren Infektion muss der Partner beziehungsweise die Partnerin mitbehandelt werden. Eine Behandlung sollte sich möglichst nach der Ursache richten. Gegen Bakterien finden häufig Metronidazol-Salbe, Cephalosporine oder Doxycyclin Verwendung, wohingegen Pilze eher mit Cotrimazol und Nystatin bekämpft werden.
Schwere Infektionen werden nicht mehr nur mit Salben, sondern mit oral einzunehmenden Tabletten behandelt. Bei nicht infektiösen Ursachen kann Kortison-Salbe den Juckreiz lindern. Bei autoimmunen Erkrankungen kann gegebenenfalls Pimecrolimus genutzt werden. Bei Krebs oder einer Vorstufe von Krebs können operative Maßnahmen, Chemo- oder Strahlentherapie notwendig sein. Gegebenenfalls können Schmerzmittel eine sinnvolle Ergänzung der Behandlung darstellen.
Das richtige Maß an Hygiene ist sehr wichtig, um Juckreiz vorzubeugen. Auf Seifen sollte dabei eher verzichtet und besser nur Wasser verwendet werden. Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Übergewicht und Eisenmangel sollten beachtet und gut behandelt beziehungsweise beseitigt werden. Für Frauen können Östrogen oder Milchsäure-Kuren sinnvoll sein. Treten häufig Reizungen und Juckreiz im Genitalbereich auf, sollte konsequent Pflege mit einer rückfettenden Creme betrieben werden. Darüber hinaus sollte bei Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern ein Kondom benutzt werden.
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