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In Deutschland sind ca. 70% der Männer und 50% der Frauen übergewichtig und weisen einen Body-Mass-Index (BMI) von über 25 auf. Bereits jeder 5. leidet an Adipositas (Fettsucht). Die Krankheit wird ab einem BMI von 30 festgestellt. Reichen eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und ausreichend Bewegung nicht aus, um nachhaltig abzunehmen, stehen Betroffenen verschiedene Medikamente zur Unterstützung der Gewichtsreduktion zur Verfügung.
Antiadiposita dürfen unterstützend zur Therapie bei einer medizinisch indizierten Gewichtsreduktion eingesetzt werden. In Deutschland sind derzeit aber nur vier Arzneistoffe zugelassen, die zur Behandlung von Patienten mit Übergewicht eingesetzt werden dürfen. Das sind die Wirkstoffe mit den folgenden Bezeichnungen:
Adipositas liegt vor, wenn der BMI, der Body-Mass-Index, einer Person die Marke 30 überschreitet. Adipöse Menschen leiden häufig nicht nur unter ihrem Gewicht, sondern auch unter Bluthochdruck, einem erhöhten Lipid- und Glucosespiegel. Ziel der EMA, der europäischen Zulassungsbehörde ist, mehr Medikamente zur begleitenden Therapie bei Adipositas zu entwickeln zu lassen und zuzulassen.
Unterschieden werden Wirkstoffe, die den Appetit zügeln von solchen, die die Nahrungsaufnahme im Magen-Darm-Trakt hemmen und anderen, die als Analoge zu gastrointestinalen Hormonen beschrieben werden. Die Wirksamkeit neuer Appetitzügler gilt als erwiesen, wenn:
Für diese Studien werden gesunde Menschen mit einem BMI von 30 oder mehr gesucht. Auch Menschen mit einem BMI über 25 dürfen teilnehmen, Voraussetzung ist aber eine Adipositas-Folgeerkrankung wie erhöhter Blutdruck, Diabetes Typ-2 (Zuckerkrankheit) oder dergleichen. Die Studien sind über einen längeren Zeitraum angelegt, denn Appetitzügler entfalten ihre volle Wirksamkeit erst nach einer längeren Einnahme, zumal ihr Effekt nach dem Absetzen in der Regel sofort wieder verschwindet. Ziel der Studien ist, die Wirkstoffe umfassend zu überprüfen, insbesondere hinsichtlich ihrer psychiatrischen und kardiovaskulären Sicherheit.
Antiadiposita sollten nicht nur die Wahrscheinlichkeit für einen Gewichtsverlust erhöhen (ideal sind klinisch relevante 5-10%), sondern auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz, koronare Herzerkrankung und Herzinfarkt) senken.
Studienergebnisse zur Wirksamkeit von zugelassenen oder sich in der Entwicklung befindenden Appetitzüglern: | ||
---|---|---|
Wirkstoff | % der Patienten mit mehr als 10% Gewichtsverlust | |
Verumgruppe | Placebogruppe | |
innerhalb von 6 Monaten | ||
Tesofensin 0,5 mg | 35 | 7 |
Tesofensin 0,5 mg | 35 | 7 |
Tesofensin 1 mg | 74 | 7 |
Exenatid 2 mg einmal wöchentlich | 10 | 0 |
Pramlintid 720 µg + Metreleptin 10 mg | 56 | 35 |
innerhalb von 12 Monaten | ||
Orlistat 360 mg | 41 | 21 |
Orlistat 180 mg | 16 | 7 |
Phentermin 7,5 mg + Topiramat 46 mg | 37 | 7 |
Phentermin 15 mg + Topiramat 92 mg | 48 | 7 |
Naltrexon 32 mg + Buproprion 360 mg | 42 | 20 |
Lorcaserin 20 mg | 23 | 8 |
Rimonabant 20 mg | 27 | 8 |
Liraglutid 3 mg | 35 | 10 |
Quelle: pharmazeutische-zeitung.de |
Fettblocker sind Arzneimittel, die das mit der Nahrung aufgenommene Fett im Darm binden, sodass es der Körper nicht aufnehmen kann und wieder ausscheidet. Dies soll die Kalorienzufuhr insgesamt verringern. Fettblockern dürfen nur in Verbindung mit einer fett- und kalorienreduzierten Ernährung zur Anwendung kommen.
Zu den Fettblockern gehören frei verkäufliche Präparate mit dem aus Krebstierschalen gewonnenen Chitosan oder einem aus dem Feigenkaktus stammenden Faserkomplex als Wirkstoff. Daneben gibt es den apotheken- beziehungsweise verschreibungspflichtigen Wirkstoff Orlistat, der unter den Handelsnamen Xenical und Alli ebenfalls als Fettblocker eingesetzt wird.
Das verschreibungspflichtige Medikament Xenical enthält den Wirkstoff Orlistat aus der Gruppe der Lipasehemmer. Lipasen sind Verdauungsenzyme, die das mit der Nahrung aufgenommene Fett spalten und so für die Verarbeitung und Verwertung im Körper vorbereiten. Xenical sollte kurz vor, während oder unmittelbar nach dem Essen eingenommen werden - vorausgesetzt, die Mahlzeit enthält eine mäßige Menge Fett. Die Anwendung sollte nicht länger als 6 Monate dauern.
Xenical-Eckdaten | |
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Hersteller: | Roche |
Wirkstoff: | Orlistat |
Darreichungsform: | Tablette |
Dosierung: | 120mg |
Packungsgröße | 84, 168, 252 Tabletten |
Rezeptpflicht: | rezeptpflichtig |
Mehr zu Xenical |
Orlistat wird vom Körper kaum resorbiert, wodurch der Wirkstoff bereits acht Stunden nach der oralen Einnahme im Plasma nicht mehr nachweisbar ist. Auf der Basis von Tierversuchern ist anzunehmen, dass die Metabolisierung hauptsächlich in der Darmwand stattfindet. Die nicht resorbierte Substanz wird innerhalb von 3 bis 5 Tagen vollständig ausgeschieden, wobei der Großteil über den Stuhl (etwa 97 Prozent) und nur ein sehr kleiner Teil (etwa 2 Prozent) über den Urin den Körper verlässt.
Bei der Einnahme von Xenical treten sehr häufig Blähungen, plötzlicher Stuhldrang, Abgang öliger Ausscheidungen, ölige Flecken, weicher, fettiger bzw. öliger Stuhl auf. Diese Nebenwirkungen können vermieden werden, indem gleichzeitig zur Xenical-Einnahme die Ernährung umgestellt wird und weitgehend auf fettreiche Nahrung verzichtet wird.
Das Medikament Alli basiert ebenfalls auf dem Wirkstoff Orlistat, enthält diesen jedoch in einer geringeren Dosierung und ist deshalb rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Die pharmakokinetischen Eigenschaften des Arzneimittels sind aufgrund der Wirkstoffgleichheit mit denen von Xenical identisch. Dasselbe gilt für die Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von Alli auftreten können.
Der Fettblocker Formoline enthält den natürlichen Faserstoff Chitosan, der aus gemahlenen Krabben- und anderen Meerestierschalen besteht. Laborstudien im Reagenzglas belegen die Fähigkeit von Chitosan, Fett zu binden. Dass dieser Effekt ebenfalls im menschlichen Körper auftritt und eine Gewichtsreduktion zur Folge hat, konnte bislang jedoch nicht wissenschaftlich bestätigt werden. Formoline gilt allgemein als gut verträglich und als geeignet für die langfristige Anwendung. Die Einnahme kann allerdings mit einer vorübergehenden Veränderung der Stuhlkonsistenz einhergehen.
Als Appetitzügler (Anorektika) werden Medikamente bezeichnet, die das Hungergefühl reduzieren. Die Wirkung basiert auf einer Hemmung des Hungerzentrums oder Sättigungszentrums im Hypothalamus des Gehirns. Dadurch verringern sich die Nahrungsaufnahme und die Kalorienzufuhr, was zu einer Reduktion des Körpergewichts führt. Zu den bekanntesten Appetitzüglern gehören die Präparate Alvalin, Recatol N, Reductil und Regenon. Viele Appetitzügler werden nicht mehr verwendet, da sie häufig mit schweren Nebenwirkungen einhergehen.
Alvalin ist ein rezeptpflichtiges Medikament in Tropfenform mit dem Wirkstoff Cathin aus der Gruppe der Alpha-Sympathomimetika. Cathin setzt Adrenalin und Noradrenalin frei, was eine Hemmung des Appetits zur Folge hat. Der Wirkstoff ist etwa 2 Stunden nach der oralen Einnahme fast vollständig resorbiert. Es findet keine nennenswerte Metabolisierung statt. Nach ungefähr 3 Stunden ist der Arzneistoff (über den Stuhl) ausgeschieden. Die Anwendung von Alvalin sollte nicht länger als 3 Monate dauern.
Alvalin kann unerwünschte Begleiterscheinungen wie Schwindel, Unruhe, Depressionen, Schlafstörungen, Psychosen, Bluthochdruck oder Herzrasen hervorrufen. Wird das Präparat über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen kann es zu einer Gewöhnung bis hin zur Abhängigkeit kommen.
Der Appetitzügler Recatol enthält den Wirkstoff Phenylpropanolamin (Norephedrin). Er gehört zur Gruppe der Amphetamine und entfaltet seine Wirkung im zentralen Nervensystem. Dort aktiviert er den Sympathikus und sorgt für eine Erhöhung des Blutdrucks, die eine Hemmung des Appetits zur Folge hat. Recatol sollte höchstens 4 Wochen lang angewendet werden.
Reductil ist ein Appetitzügler in Hartkapselform mit dem Wirkstoff Sibutramin, der inzwischen in Deutschland nicht mehr zugelassen ist. Sibutramin steigert die Produktion von Serotonin und Noradrenalin - zwei Hormone, die in höherer Konzentration mit einem erhöhten Sättigungsgefühl einhergehen. Aufgrund von Studienergebnissen, die während der Anwendung von Sibutramin ein erhöhtes Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse zeigten, wurde das Medikament im Jahr 2010 in Deutschland vom Markt genommen.
Das rezeptpflichtige Medikament Regenon ist in Kapselform erhältlich und enthält den Wirkstoff Amfepramon aus der Gruppe der Alpha-Sympathomimetika. Er schüttet Noradrenalin und Dopamin aus, was eine Steigerung der körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit und eine Hemmung von Hunger, Durst und Schlaf zur Folge hat. Oral eingenommen wird Amfepramon schnell und vollständig resorbiert. Es gibt zahlreiche biologisch aktive Metabolite, welche die Wirkung von Amfepramon unterstützen. Die Ausscheidung erfolgt vor allem über den Stuhl.
Angesichts des hohen Abhängigkeitspotenzials des Wirkstoffs ist von einer längeren Anwendungsdauer abzusehen. Häufige Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von Regenon auftreten können, sind Unruhe, Nervosität, Schwindelgefühle, Bluthochdruck, Herzklopfen, Herzrasen, Schmerzen im Brustkorb, Depressionen und Psychosen.
Kohlenhydratblocker sind Präparate, die aus verschiedenen Ballaststoffen bestehen, die das Verdauungsenzym Alpha-Amylase enthalten. Vor dem Essen eingenommen spaltet Alpha-Amylase Stärke (langkettige Kohlenhydrate) und hemmt die Verdauung von Kohlenhydraten. Hierdurch werden diese Kohlenhydrate unverdaut wieder aus dem Körper ausgeschieden. Der Körper nimmt somit weniger Kalorien aus stärkehaltigen Lebensmitteln, wie z.B. Nudeln, Brot oder Müsli, auf.
Amylase kann keine kurzkettigen Kohlenhydrate wie Haushalts- oder Milchzucker aufspalten. Die mit diesen Kohlenhydraten aufgenommenen Kalorien werden wie gewohnt vom Körper verarbeitet. Unverdaute Stärke im Darmtrakt kann zu starken Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall führen. Die Wirksamkeit von Kohlenhydratblockern als Mittel zur Gewichtsreduktion ohne zusätzliche Ernährungsumstellung oder vermehrte Bewegung ist bislang nicht belegt.
Quellstoffe (oder Quellmittel, Sättigungsmittel) sind pflanzliche Präparate beziehungsweise Ballaststoffe aus Algenextrakt (Alginat), Glucomannane (aus der Konjakwurzel), Zellulose oder Zitrusfruchtfasern. Sie werden üblicherweise in Tabletten- oder Kapselform angeboten.
Etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Essen mit einer ausreichend großen Menge Flüssigkeit eingenommen quellen die Mittel im Magen auf und simulieren so einen vollen Magen. Die dort befindlichen Rezeptoren melden den vermeintlichen Zustand an das Gehirn und rufen damit ein Sättigungsgefühl hervor, das dazu führt, dass die Anwender automatisch weniger essen.
Die Einnahme muss unbedingt mit ausreichend Flüssigkeit erfolgen, da die Mittel sonst Verstopfung hervorrufen können. Im schlimmsten Fall kann es zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluss kommen. Da Quellstoffe zudem Arzneistoffe im Körper binden, können diese möglicherweise nicht vom Körper aufgenommen werden, sodass sich ihre Wirksamkeit verändert. Wegen möglicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ist deshalb unbedingt Rücksprache mit dem Arzt zu halten. Studien legen nahe, dass die Wirksamkeit von Quellstoffen für die Gewichtsabnahme vor allem auf die begleitende kalorienreduzierte Ernährung zurückzuführen ist und weniger auf die Quellstoffe.
Die Anwendung von Abführmitteln zur Gewichtsreduktion basiert auf der Annahme, dass der Körper bei einer beschleunigten Verdauung weniger Kalorien aus der Nahrung aufnimmt. Tatsächlich erhöhen Abführmittel die Menge und Häufigkeit von ausgeschiedenem Urin und Stuhl. Dies ist die Ursache für den zu beobachtenden Gewichtsverlust.
Die langfristige Anwendung von Abführmitteln ist gesundheitsschädlich, da mit der erhöhten Urin- und Stuhlmenge lebenswichtige Mineralstoffe aus dem Körper ausgeschieden werden. Darüber hinaus kann es zu Bauchkrämpfen, Koliken und Durchfall kommen. Der Körper kann sich außerdem an gewisse Wirkstoffe von Abführmitteln gewöhnen und die Dosierung muss erhöht werden. Im schlimmsten Falle kann unter der langfristigen Einnahme von Abführmitteln Darmträgheit entstehen. Hierbei ist der Darm nicht mehr in der Lage, die Verdauung selbstständig anzuregen.
Die medikamentöse Behandlung von Adipositas wird in der Regel nur unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen empfohlen. Der Patient muss bereits andere Maßnahmen zur Gewichtsreduktion ohne Erfolg durchgeführt und einen BMI von über 30 haben oder an gewichtsbedingten Begleiterkrankungen leiden.
Dennoch sind Medikamente zum Abnehmen als unterstützende Maßnahme zu verstehen und nicht als alleinige Behandlungsmethode. Für die notwendige und vor allem nachhaltige Gewichtsreduktion ist eine langfristige Umstellung des bisherigen Lebensstils unumgänglich. Dazu gehört eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Bewegung und - falls erforderlich - eine Verhaltenstherapie. Die Anwendung dieser Medikamente sollte nur unter ärztlicher Aufsicht und regelmäßiger medizinischer Kontrolle erfolgen.
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