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Die Dreimonatsspritze, auch als Depotspritze bezeichnet, findet seit den 1980ern Anwendung in Deutschland. Es handelt sich dabei um eine hormonelle Verhütungsmethode, die üblicherweise Frauen verschrieben wird, die andere Methoden wie zum Beispiel die Antibabypille nicht vertragen oder andere Methoden nicht anwenden können.
Die Dreimonatsspritze enthält hochdosiert Gestagene. Derzeit sind verschiedene Präparate verfügbar. Klassisch enthält die Dreimonatsspritze Medroxyprogesteron, das in seiner Struktur dem körpereigenen Progesteron sehr ähnlich ist, aber eine stärkere Wirkung aufweist. Depot-Medroxyprogesteronacetat (DMPA) kann entweder in einen Muskel oder unter die Haut gespritzt werden.
"Depo-Clinovir" enthält 150 mg DMPA und wird alle drei Monate in den Muskel injiziert. Seit 2009 ist alternativ "Sayana" auf dem Markt. "Sayana" enthält 104 mg DMPA und wird alle drei Monate in das Unterhautfettgewebe gespritzt. "Noristerat" enthält 200 mg des Gelbkörperhormons Norethisteron und wird zunächst alle acht Wochen, nach der fünften Gabe aber alle zwölf Wochen in den Muskel gespritzt.
Die Dreimonatsspritze wirkt über mehrere Wege empfängnisverhütend. Zum einen hemmt das Gestagen den Eisprung. Zum anderen wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut unterdrückt, sodass selbst falls eine befruchtete Eizelle entstehen sollte, diese sich nicht einnisten kann. Zusätzlich wird der Cervix-Schleim (das Vaginal-Sekret) dickflüssiger, woraufhin Spermien schlechter zur Gebärmutter vordringen können.
Unter DMPA berichten 30 % der Frauen nach sechs Monaten von einem (gewünschten) Ausbleiben der Regelblutung. Zwei Jahre nach Beginn der Anwendung waren 70 % der Anwenderinnen blutungsfrei. Gerade für Frauen, die an übermäßigen oder schmerzhaften Blutungen oder einer Endometriose leiden, bringt die blutungsfreie Empfängnisverhütung einen großen Gewinn, da mit dem Aussetzen der Periode auch damit vergesellschaftete Probleme ausbleiben.
Bei der Dreimonatsspritze handelt es sich um ein sicheres Verhütungsmittel, dessen Pearl-Index 0,2 bis 1,4 beträgt. Ohne Verhütung betrüge der Pearl-Index 80 bis 90, womit gemeint ist, dass 80 bis 90 von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger würden. Je niedriger also der Pearl-Index ausfällt, desto sicherer ist die Verhütungsmethode.
Je nach Präparat erfolgt die Injektion entweder in das Unterhautfettgewebe oder in einen Muskel, vorzugsweise in den Gesäß- oder einen Oberarmmuskel. Idealerweise wird die erste Spritze während der Regelblutung verabreicht, ansonsten muss vorher eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Erfolgt die erste Gabe nicht während der Monatsblutung, sollte zur Sicherheit für die folgenden sieben Tage noch ein anderes Verhütungsmittel (beispielsweise ein Kondom) verwendet werden.
Drei Monate nach der ersten Spritze wird entschieden, ob diese Verhütungsmethode weiterhin angewendet werden soll. Für dieses Gespräch sollte ein Arzt aufgesucht werden. Die Spritzen werden erst ab dem 18. Lebensjahr verschrieben. Die Anwendung kann bis zum 50. Lebensjahr ohne Auslassversuch oder Laboruntersuchung fortgeführt werden. Ab dem 50. Lebensjahr sollte zweimal, mit einem Abstand von sechs bis zwölf Wochen, das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) gemessen werden. Sind beide Werte erhöht, spricht dies für das Vorliegen der Wechseljahre und die Verhütung kann abgesetzt werden.
Vorteile der Dreimonatsspritze sind die hohe Verträglichkeit und Sicherheit. Anwendungsfehler wie das Vergessen der Pille sind so gut wie ausgeschlossen. Darum eignet sie sich gerade für Frauen mit unregelmäßigem Alltag (zum Beispiel Schichtdienst). Zudem ist der Aufwand für einen sicheren Empfängnisschutz sehr gering und ermöglicht spontanen Sex.
Darüber hinaus wirkt die Dreimonatsspritze zuverlässig auch bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen sowie bei Erbrechen und Durchfall. Das Risiko für Eierstock- und Gebärmutterkrebs wird ebenso wie die Wahrscheinlichkeit einer Bauchhöhlenschwangerschaft verringert. Außerdem senkt die Dreimonatsspritze die Krampfbereitschaft bei Frauen mit Epilepsie und kann die Symptome einer Migräne verbessern.
Zu den Nachteilen gehört, dass die Dreimonatsspritze nur eine längerfristige Verhütung ermöglicht, da nach Absetzen der Spritze etwa ein Jahr vergehen kann, bis sich der Monatszyklus der Frau wieder normalisiert hat. Darum wird die Verwendung der Dreimonatsspritze eher empfohlen, wenn die Familienplanung bereits abgeschlossen ist.
Durch diese Empfängnisverhütung kann der Monatszyklus gestört werden und gerade zu Beginn treten Blutungsanomalien auf. Aufgrund der hohen Hormondosis können Nebenwirkungen auftreten, woraufhin unter Umständen lange abgewartet werden muss, bis sich das Depot geleert hat. Solche Nebenwirkungen umfassen eine Verschlechterung der Stimmung, eine Gewichtszunahme von etwa fünf Kilogramm innerhalb von zwölf bis 24 Monaten und eine Veränderung des Zuckerstoffwechsels. Die Dreimonatsspritze bietet keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Üblicherweise wird die Dreimonatsspritze gut vertragen. Es können jedoch folgende Nebenwirkungen auftreten: Reizung, Entzündung und Einblutung an der Einstichstelle sowie allergische Reaktionen auf die Injektionslösung. Es können verstärkt Wirkungen der Gestagene beobachtet werden wie Akne, Wassereinlagerungen, Gewichtszunahme, Haarausfall, Trockenheit der Scheide, Verlust der Libido sowie Spannungsgefühle und Schmerzen in den Brüsten. Schmier- und Zwischenblutungen können auftreten oder die Regel bleibt gänzlich aus.
Außerdem wurden Bauch- und Rückenschmerzen, Verschlechterung der Stimmung und Leberfunktionsstörungen bis hin zur Gelbsucht berichtet. Gefürchtet ist das Auftreten einer Osteoporose (einer krankhaften Verringerung der Knochendichte), weshalb die vorbeugende Einnahme von Vitamin D und Calcium sowie regelmäßige Bewegung anzuraten sind.
Die Hormone der Dreimonatsspritze werden in der Leber abgebaut, darum kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen, wenn diese über denselben Mechanismus abgebaut werden. Zu diesen Medikamenten zählen einige Antibiotika, Antiepileptika wie Carbamazepin und Phenytoin, Barbiturate und das Krebsmedikament Aminogluthetimid, ferner auch das Tuberkulose-Medikament Rifampicin. Wegen der möglichen Veränderung des Zuckerstoffwechsels kann eine Dosisanpassung oraler Antidiabetika angezeigt sein. Bei Unsicherheiten sollte ein Arzt oder Apotheker um Rat gebeten werden.
Mädchen unter 18 Jahren sollten die Dreimonatsspritze nicht anwenden. Gleiches gilt für Raucherinnen, die das 35. Lebensjahr überschritten haben, da das Risiko für Thrombosen erhöht ist. Während Schwangerschaft und Stillzeit darf das Arzneimittel nicht injiziert werden. Der Wirkstoff kann in die Muttermilch übertreten. Aufgrund des Thromboserisikos sollten Frauen mit Venenentzündung, Gerinnungsstörungen und stattgehabter Venenthrombose die Dreimonatsspritze nicht anwenden.
Schwere Leberfunktionsstörungen, Porphyrie, Osteoporose, Zustand nach Herpes gestationes, systemischer Lupus erythematodes (SLE) und Allergie gegen den Wirkstoff schließen die Anwendung ebenfalls aus. Bei Gefäßerkrankungen (paVK, KHK), Bluthochdruck, ungünstigem Blutfettprofil und Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) muss die Verwendung der Dreimonatsspritze gegenüber den Risiken abgewogen werden. Ungeklärte vaginale Blutungen müssen vor Anwendung der Depotspritze abgeklärt worden sein. Bei Vorliegen von Gebärmutter- oder Brustkrebs sollte vom Einsatz der Dreimonatsspritze abgesehen werden.
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